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Gerhard Hacker
Rocinantes Wege nach Rußland
Die Rezeption spanischer Literatur des siglo de oro durch russische Realisten des 19. Jahrhunderts in ihrem europäischen Kontext

 

338 Seiten, Englische Broschur
ISBN 3-9801472-3-1
EUR 38,– (D)


Die Wirkungsgeschichte der spanischen Literatur des siglo de oro reicht weit über die Grenzen der Epoche oder der eigenen nationalliterarischen Traditionen hinaus. Werke, wie der erste Picaro Roman Lazarillo de Tormes, die »comedias« von Lope de Vega oder Calderón und natürlich der Don Quijote sowie die Novelas ejemplares des Miguel de Cervantes wurden bald nach ihrer Publikation zu festen Größen im europäischen Rezeptionsprozeß spanischer Literatur. Die Faszination, die von diesen Werken auf Leser und Autoren der folgenden Generationen in Frankreich, England und seit der Romantik insbesondere in Deutschland ausging, war schon häufig Gegenstand literarhistorischen Interesses. Doch auch im geographisch weit entfernten Rußland befaßten sich — verstärkt seitdem 19. Jahrhundert — zahlreiche Auitoren mit dem zeitlosen Erbe des spanischen »goldenen Zeitalters«. In der Zeit, als die erzählende Prosa Gogol’s, Turgenevs oder Dostoevskijs der russischen Literatur Weltgeltung verschaffte, führte hier die intensive Beschäftigung mit der spanischen Literatur zu folgenreichen produktiven Rezeptionen.

Ein interliterarischer Prozeß, der bis heute in der westlichen Komparatistik weitgehend unbeachtet blieb. Ein Prozeß, der in seiner Tragweite allerdings nur im rezeptionsgeschichtlichen Kontext anderer europäischer Nationalliteraturen verständlich wird.

Dieses Buch will einige weiße Flecke auf der Karte der europäischen Wirkungsgeschichte spanischer Literatur tilgen. Es will zugleich den Blick atu das Beziehungsgeflecht lenken, das den Hintergrund für die Entwicklung der eigenständigen realistischen Prosa im Rußland des 19. Jahrhunderts bildet. Schwerpunkte sind hierbei die Vermittlungsleistungen der französischen und deutschen Geistesgeschichte, der gattungsgeschichtliche Aspekt der erzählenden Prosa sowie die Don Quijote Rezeption durch russische Literaturkritiker und Belletristen.

Prof. Dr. Gerhard Hacker, Jahrgang 1963, hat an den Universitäten Köln, Málaga und Kiev Slavistik, Hispanistik und Bibliothekswissenschaft studiert. Er lehrt an der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig und ist seit vielen Jahren als Herausgeber und Übersetzer russicher Lietarur tätig.

»Als ein spanischer König vom Fenster seines Schlosses einen Mann sah, der sich beim Lesen vor Lachen bog, sagte er: Der Mann ist entweder verrückt, oder er liest den Don Quijote. Aber Dostoevskij bemerkt, von einem anderen Fenster und einer anderen Aussicht her, den Don Quijote betreffend: Wenn es zum letzten Gericht geht, wird der Mensch nicht vergessen, dies traurigste aller Bücher mit sich zu nehmen.«

Ernst Bloch, Das Prinzip Hoffnung