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Igor Sewerjanin
Ananas in Champagner
Ausgewählte Gedichte

 

russisch / deutsch

Herausgegeben und aus dem Russischen
übertragen von Alexander Nitzberg
Nachwort von Reinhard Lauer

128 Seiten, 1 Abbildung
Englische Broschur, Fadenheftung
ISBN 3-9801472-1-5
EUR 16,50 (D)


Igor Sewerjanin (1887–1941) zählt zu den schillerndsten und zugleich umstrittensten Persönlichkeiten der russischen Dichtung unseres Jahrhunderts. Eine Broschüre des jugendlichen Anfängers, der Gedichte verschiedenster Art schreibt, wird 1910 dem alten Lew Tolstoi vorgelegt. Dieser kann seinen Zorn nicht unterdrücken, sieht darin geradezu ein Sinnbild des moralischen Verfalls seiner Epoche. Am nächsten Morgen weiß es ganz Rußland: Sewerjanin ist bekannt! Von einem eher einfühlsamen Lyriker entwickelt er sich blitzartig zum Skandaldichter, der diesen zweifelhaften Ruhm auch immer wieder zu bestätigen hat. Er muß sich Masken zulegen: als Ästhet mit Oscar-Wilde-Look, als unverschämter, selbstverliebter »Ego–Futurist« , als Liebhaber der Frauen und ausgefallener Speisen und Cocktails…

Sewerjanin ist ein Künstler des Augenblicks, der den Reiz des Augenblicks provokativ genußvoll und zugleich ironisch zu preisen versteht. Das Genuine seiner Dichtung läßt sich auf einen Begriff bringen: Ironisierung des Genusses oder Genuß der Ironie? Sewerjanin schuf hierfür einen unverwechselbaren poetischen Stil, der seinen pikanten und exotischen Gedichten einen festen Platz in der russischen Literatur sichert.

Mit seiner Dichtung setzen sich fast alle seine großen russischen Zeitgenossen auseinander: Sologub, Blok, Brjussow, die ganze Futuristenszene, Chlebnikow, Mandelstam, Gumiljow, Zwetajewa und viele andere. 1918 wird Sewerjanin im Polytechnischen Museum in Moskau zum »König der Dichter« gekrönt, wo er seinen Freund Wladimir Majakowskij bei der Wahl mühelos schlug.


»Für mich existieren nur 3 Dinge: 1. Ich; 2. der Krieg; 3. Igor–Sewerjanin?!!!« Welimir Chlebnikow


»Ein Dichter mit offener Seele.« Alexander Block


»Ein Dichter von Gottes Gnaden.« Marina Zwetajewa


Nach einem bewegten Leben in der vorrevolutionären Bohème landet der »König« auf Umwegen im Exil, wo er von der Emigrantenwelt eher als ein Dorn im Auge gesehen wird. Er zieht sich empört zurück und lebt in Einsamkeit und Elend in Estland, verfaßt noch zahlreiche, jedoch immer schwächer werdende Gedichte und Übersetzungen aus dem Estnischen. Igor Sewerjanin, der erste »Ego–Futurist« , galt bis heute als unübersetzbar, nicht zuletzt aufgrund der vielen Neologismen in seinen Gedichten. Doch »Bücher haben ihre Schicksale« …

Der Dichter Alexander Nitzberg, in Rußland geboren und aufgewachsen und im Alter von zehn Jahren nach Deutschland emigriert, hat die Übersetzung gewagt — und bewältigt! So erscheint nun erstmals eine umfangreiche Auswahl von Igor Sewerjanins Gedichten in deutscher Sprache.


Ich bin die Nachtigall, drum bin ich
auch ohne Zweck, bis auf mein Lied.
Ich bin so wundervoll unsinnig,
daß selbst der Sinn da vor mir kniet!